Die Energiewende neustarten
Wirtschaftsexperte plädiert für globalen CO2-Preis
Bereits zum dritten Mal fanden am 14. Mai 2019 die JARA-ENERGY Talks statt. Im voll besetzten Generali Saal des SuperC der RWTH Aachen sprach Prof. Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung sowie Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, zu seinem Publikum. Prof. Schmidt referierte über die Herausforderungen und bisher ergriffene Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende sowie den globalen Emissionshandel und einen einheitlichen CO2-Preis als mögliche Lösungsansätze, um die Energiewende voranzutreiben.
Energiewende, ein globales und interdisziplinäres Feld
Die Transformation des Energiesystems ist eine der wichtigen, wenn nicht sogar die wichtigste Herausforderung der heutigen Gesellschaft. Prof. Christoph Schmidt ist sich sicher, dass diese Herausforderung nur durch eine Neuorientierung in der Energie- und Klimapolitik zu meistern ist.
In seinem Vortrag stellt Schmidt klar, der Mensch ist ein unabhängiges und freihandelndes Individuum, die Sicht der Ökonomik ist somit ebenso entscheidend für eine erfolgreiche Klimapolitik wie beispielsweise wirtschaftliche oder wissenschaftliche Sichtweisen. Zudem ist der Anstieg der CO2-Emissionen ein globales Problem und kennt keine Landesgrenzen. Der Wirtschaftsweise geht daher noch einen Schritt weiter und plädiert dafür, dass sich eine erfolgreiche Energie- und Klimapolitik durch einen interdisziplinären Ansatz und vor allem eine globale Ausrichtung auszeichnet.
Die Chance, neue Ansätze anzustoßen, resümiert Schmidt, ist so groß wie nie zuvor. Angeregt durch die vielen jungen Menschen, die sich weltweit immer stärker für den Klimaschutz einsetzen, kommt langsam Bewegung in die Politik. Diese Entwicklung ermöglicht es, neue Lösungsansätze umzusetzen.
CO2-Preis und Emissionshandel – Lösungsansätze für die Energiewende
Seit etwa zehn Jahren gibt es das European Union Emissions Trading System, kurz EU ETS. Die EU versucht mit diesem Instrument die Treibhausgasemissionen zu senken. Bisher schwankte der Emissionspreis jedoch mit dem Bruttoinlandsprodukt und verharrte lange Jahre auf sehr niedrigem Niveau. Darüber hinaus sind in dem EU-System bisher die Sektoren Verkehr und Wärme ausgeklammert. Für Prof. Christoph Schmidt ist das EU ETS ein sinnvoller Mechanismus, weil durch die Beschränkung und Verringerung der Zertifikate die angestrebten CO2-Emissionsziele direkt erreicht werden. Konsequent zu Ende gedacht wäre das System für den Experten aber erst durch die Einführung eines stabilen, globalen CO2-Preises, der alle Energiesektoren umfasst. Bei den Überlegungen darf jedoch auch der Mensch mit seinen Wünschen und Bedürfnissen nicht vergessen werden. Daher steht es für Schmidt außer Frage, dass die Etablierung des globalen Emissionshandels und eines CO2-Preises sozial abgefedert sein muss, um schwache Staaten und Haushalte nicht zusätzlich zu belasten.
Nach seinem Vortrag stand Prof. Schmidt seinem Publikum in der anschließenden Diskussion Rede und Antwort. Angeregt durch zahlreiche interessante Fragen, wurde das Thema des Abends zum Abschluss der Veranstaltung noch einmal intensiviert und viele Details beleuchtet.
JARA-ENERGY Talks
Die „JARA-ENERGY Talks“ sind eine gemeinschaftliche Veranstaltungsreihe der RWTH-Institutionen Forschungscampus Flexible Elektrische Netze (FEN), E.ON Energy Research Center (E.ON ERC) und Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) sowie der RWTH Aachen und des Forschungszentrums Jülich im Rahmen der Jülich Aachen Research Alliance (JARA). Ziel ist es, über den Stand der Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Energieversorgung und aller Komponenten zu informieren. Darüber hinaus bieten die JARA-ENERGY Talks eine Plattform, um mit führenden Persönlichkeiten der Energiebranche ins Gespräch zu kommen.