Dem Gedächtnis auf der Spur
Prof. Dr. Joachim Lübke forscht sowohl am Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM-2) am Forschungszentrum Jülich als auch in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Uniklinik RWTH Aachen (Fotoquelle: Forschungszentrum Jülich).
Forscherinnen und Forscher haben das Zusammenspiel von Astrozyten – nicht-neuronalen Zellen – und erregenden Neuronen untersucht. Das Membranprotein Connexin 30, welches in Astrozyten vorkommt, scheint bei der Signalübertragung im Hippocampus - einer Hirnregion, die mit Lern- und Gedächtnisprozessen in Verbindung gebracht wird - eine entscheidende Rolle zu spielen. JARA-BRAIN Wissenschaftler arbeiteten an dem Forschungsprojekt mit, dessen Ergebnisse im renommierten Fachmagazin „Nature Neuroscience“ veröffentlicht wurden.
Astrozyten gehören zu den Gliazellen. Sie sind neben den Neuronen eine wichtige zelluläre Komponente des Gehirns und nehmen dort verschiedene grundlegende Aufgaben wahr. Mit ihrer Hilfe wird zum Beispiel die physiologische Barriere zwischen dem Blutkreislauf und dem Zentralnervensystem, die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, aufgebaut und aufrechterhalten. Weiter spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Signalübertragung zwischen den Neuronen im Gehirn.
Wie Astrozyten diese Reizweiterleitung im Hippocampus regeln, berichten nun das Team um Prof. Nathalie Rouach vom Collège de France sowie die JARA-BRAIN Wissenschaftler Prof. Joachim Lübke und Dr. Amandine Dufour. Das Protein Connexin 30 steuert die Beweglichkeit feiner Fortsätze der Astrozyten. Diese Fortsätze sind in der Lage, die Konzentration und räumliche Verteilung eines Botenstoffes, in diesem Fall Glutamat, am sogenannten synaptischen Spalt, der Signalübertragungsstelle zwischen zwei Neuronen, zu regulieren. Damit haben Astrozyten entscheidenden Einfluss auf die Modulation der Signalübertragung und damit auch der Langzeitspeicherung von Informationsinhalten im Hippocampus – letztlich tragen sie damit zur Funktion des Gedächtnisses im Gehirn bei.