Globale Energiekrise - JARA-ENERGY Talks mit Klaus-Dieter Maubach
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat verheerende Auswirkungen auf das Leben der Menschen in den umkämpften Gebieten. Gleichzeitig hat die kriegerische Auseinandersetzung Auswirkungen auf das europäische Umland. In Deutschland sind diese Auswirkungen am stärksten im Bereich der Öl-, Gas- und Strompreise zu spüren. Am Donnerstag, dem 24. November, berichtete daher Prof. Dr. Klaus-Dieter Maubach, Vorstandsvorsitzender von Uniper, unter dem Titel "Globale Energiekrise: Geopolitische Entwicklungen und die Auswirkungen auf die Energiewirtschaft“ über seine Sicht auf die energiepolitischen Vorgänge.
Links: Prof. Dr. Klaus-Dieter Maubach, Vorstandsvorsitzender von Uniper, bei seinem Vortrag zum Thema: "Globale Energiekrise: Geopolitische Entwicklungen und die Auswirkungen auf die Energiewirtschaft“
Rechts: Prof. Antonello Monti, Direktor JARA-ENERGY, leitete die Veranstaltung
Beide Bilder: Copyright Rolf Sweekhorst
Energie ist ein globales Thema
Energieerzeugung und Energieversorgung sind globale Themen und abhängig von politischen Umbrüchen. Die aktuelle Energiekrise führt dies vor allem den Bürger:innen Deutschlands eindrücklich vor Augen. Bisher konnte sich Deutschland auf Energielieferungen in Form von Öl und Gas aus Russland verlassen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat diese Verlässlichkeit jedoch von einem auf den anderen Tag außer Kraft gesetzt. Bei den JARA-ENERGY Talks berichtete Prof. Dr. Klaus-Dieter Maubach von der Abhängigkeit Deutschlands von russischem Öl und Gas. Die Preise sind explodiert, während die Energieunternehmen ihre Kunden weiterhin zu den vereinbarten Konditionen beliefern. „Der Gaspreis vor zwei bis drei Jahren lag bei etwa einem Zehntel dessen, was heute auf dem Markt bezahlt werden muss“, so der Vorstandsvorsitzende von Uniper „Die billige Energie hat die deutsche Industrie vorangetrieben. Nun zeigt sich jedoch, wie instabil dieses Konstrukt war. Zudem erschwert die fragile Sicherheitslage Europas die Energie- und Industriesituation.“ Für die Energieunternehmen sind die politischen Entwicklungen in jedem Fall mit herben Verlusten verbunden.
Kohleenergie, Atomkraft und wie wird es weitergehen?
In Deutschland war die Braunkohle bisher die einzige wettbewerbsfähige Energiequelle. Mit der Abschaltung der Kohlekraftwerke sind die Tage dieser Energiequelle jedoch gezählt und mit ihr ein Erzeuger von großen Mengen klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids. Maubach gab zu bedenken, dass in diesem Zusammenhang die Einbindung von Carbon Capture Storage Technologien eine Möglichkeit wäre, um den CO2-Fußabdruck zu verbessern. Aus Sicht des Energieexperten hat vor allem Wasserstoff großes Potenzial, um die Kohleenergie abzulösen. Hierbei sollte die rege Diskussion über die unterschiedlichen Farben des Wasserstoffs jedoch noch einmal überdacht werden. Grüner Wasserstoff ist in jedem Fall das Ziel, jedoch hängt Deutschland beispielsweise im Ausbau der Windkraft stark hinterher. Maubach plädiert darüber hinaus für eine Steigerung der Anzahl von Photovoltaikanlagen in Deutschland: Dezentral auf Hausdächern und im Privatraum installiert, können sie die Energiewende befeuern. Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel auf dem Weg zur Energiewende sind aus Sicht des Experten die CO2-Bepreisung und CO2-Zertifikate. Süd-Korea und Japan sind hierfür gute Beispiele, wie der CO2-Markt funktionieren kann.
Innovative Technologien
Zum Abschluss seines Vortrags hob Prof. Dr. Klaus-Dieter Maubach die zentrale Bedeutung von innovativen Technologien hervor. Die Innovationskraft Deutschlands und das ständige Bestreben, Technologien zu entwickeln oder zu verbessern, sind große Stärken, die genutzt werden müssen.
In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde sprach sich Maubach auch für eine geregelte Technologieoffenheit aus. Es sei seiner Meinung nach wichtig, zunächst die Ziele zu definieren und für die Erreichung dieser Ziele die adäquaten Technologien zu suchen.
Im Rahmen der Veranstaltung beantwortete der Uniper Vorstandsvorsitzende die zahlreichen Fragen aus dem Publikum und es entstand eine angeregte Diskussion.
Über die JARA-ENERGY Talks
Die „JARA-ENERGY Talks“ sind eine gemeinschaftliche Veranstaltungsreihe der RWTH Institutionen Forschungscampus Flexible Elektrische Netze (FEN), E.ON Energy Research Center (E.ON ERC) und Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) sowie der RWTH Aachen und des Forschungszentrums Jülich im Rahmen der Jülich Aachen Research Alliance (JARA). Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, über den Stand der Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Energieversorgung und aller Komponenten zu informieren. Darüber hinaus bieten die JARA-ENERGY Talks eine Plattform, um mit führenden Persönlichkeiten der Energiebranche ins Gespräch zu kommen.