Eine stabile (wissenschaftliche) Brücke zwischen den Ländern
Palestinian-German Science Bridge: Zufriedene Zwischenbilanz und viele Pläne für die Zukunft
Wissenschaftliche Kontakte und Partnerschaften können Brücken zwischen Ländern sein. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der erfolgreichen Palestinian-German Science Bridge (PGSB), die einen Gründungspfeiler im Forschungszentrum Jülich hat. Sie ist eine kooperative Wissenschaftsbrücke, die es Forschenden erleichtert, ihren Horizont im jeweils anderen Land zu erweitern. Nach sieben Jahren ziehen Prof. Ghaleb Natour (JARA-ENERGY), Leiter des Jülicher Instituts für Engineering und Technologie und Gründervater der PGSB und Dr. Caitlin Morgan von der Unternehmensentwicklung des Forschungszentrums gemeinsam eine Bilanz des bisher Erreichten. Ihr Resümee und ein Ausblick auf die zukünftigen Pläne wurden jetzt in einem Beitrag in der Zeitschrift Nature Reviews Materials veröffentlicht.
Seit Ende 2016 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Palestinian-German Science Bridge, die gemeinsam vom Forschungszentrum Jülich und der Palestinian Academy for Science and Technology (PALAST) gestaltet wird. Ziel ist es, ein gemeinsames Forschungs- und Bildungsprogramm in Palästina zu entwickeln und langfristig Voraussetzungen für die universitäre Ausbildung und Forschung im MINT-Bereich zu schaffen.
Bei einer Zwischenevaluation nach OECD-DAC Kriterien erhielt das Projekt nun Bestnoten. Bislang wurden 21 Bachelor-, 25 Master- und 40 Promotionsprojekte in Deutschland sowie vier Praktika von Doktorand:innen der An-Najah National University in Nablus unterstützt. Über das PGSB-Rückkehrerprogramm konnten fünf Postdoktorandenstipendien vergeben werden. Zudem tauschten palästinensische und deutsche Universitäten unter anderem mehr als 50 Lehrkräfte aus, die zu neuen Kooperationsprojekten, gemeinsamer Betreuung von Studierenden und gemeinsamen Forschungsvorhaben geführt haben. Aus dieser engen Zusammenarbeit heraus entstanden 65 wissenschaftliche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften.
Auf diesem Erfolg wollen sich die Koordinatoren jedoch nicht ausruhen und haben weitere Pläne für die Zukunft entwickelt. „Die fehlende Infrastruktur, die fehlenden Ressourcen und die fehlende Stabilität in den palästinensischen Gebieten stellen große Hürden dar“, berichtet Caitlin Morgan in dem Artikel in Nature Reviews Materials. „Letztlich fallen diese nicht in den Rahmen des Projekts. Es gibt jedoch erste Anzeichen dafür, dass die PGSB einen wichtigen Beitrag leistet, beginnend mit dem Rückkehrerprogramm, das hoffentlich eine nachhaltige Wirkung auf das Hochschul- und Forschungssystem in den palästinensischen Gebieten und auf die internationalen Kooperationsmöglichkeiten für palästinensische Forscher haben wird, auch über die PGSB hinaus.“ Hieran sollen zukünftige Bemühungen anknüpfen, um langfristig die notwendige Transformation palästinensischer Universitäten von reinen Lehranstalten hin zu Lehr- und Forschungseinrichtungen zu unterstützen und voranzutreiben.
Die PGSB setzt stark auf die gemeinsame Arbeit an Projekten. Indem die Wissenschaftler:innen auf Gemeinschaftsprojekte fokussieren, wird die Nachhaltigkeit erhöht und mehr Raum für innovative Ideen geschaffen. Die teilnehmenden palästinensischen PostDocs können Führungserfahrungen sammeln; nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat dienen diese Erfahrungen als Grundlage für die Fortführung bestehender und neuer Projekte. In Zukunft sollen die Alumni, aber auch Fakultätsmitglieder noch stärker dazu befähigt werden, die Wissenschaftslandschaft in ihrer Heimat mitzugestalten. Darüber hinaus wird ein weiterer Fokus auf dem Wissenstransfer, Innovation und Unternehmertum liegen.
„Die Grundpfeiler der Zusammenarbeit in der PGSB sind gegenseitiger Respekt und Verständnis, aber auch harte Arbeit und Engagement. Nur so ist es möglich, nachhaltig etwas zu bewirken“, resümiert Ghaleb Natour seine Eindrücke. „Der Erfolg in diesem Science Diplomacy Projekt zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und ermutigt uns, diese Brücke zu stärken und auszubauen. Darüber hinaus kann die PGSB eine Blaupause für den Aufbau weiterer ähnlicher Brücken sein, um Wissenschaft als Friedensstifter zu nutzen.“ Die Kooperation auf Augenhöhe sei ein bewährtes Mittel für die Zukunft und könne nicht zuletzt zur Völkerverständigung beitragen, so Natour.
Originalpublikation:
Natour, G., Morgan, C. The Palestinian–German Science Bridge: building bridges through research and innovation. Nat Rev Mater (2023). DOI: 10.1038/s41578-023-00557-x
https://www.nature.com/articles/s41578-023-00557-x
Ansprechpersonen und weitere Informationen auf der Website des Forschungszentrums Jülich: https://www.fz-juelich.de/de/aktuelles/news/meldungen/2023/palestinian-german-science-bridge-zufriedene-zwischenbilanz-und-viele-plaene-fuer-die-zukunft