Energiewende in der Realität erproben
Forschungszentrum Jülich wird zum „Reallabor“
Für die Umsetzung der Energiewende sind zahlreiche Komponenten zu berücksichtigen. Neben den erneuerbaren Energiequellen, die zukünftig die Energieversorgung dezentral machen, sind Energiespeicher, grüne Mobilität und die Energienutzer selbst, wichtige Faktoren, die zu berücksichtigen sind. Die einfachste Möglichkeit, um zu erfahren, wie diese einzelnen Komponenten miteinander verbunden sein müssen, damit das Energiesystem funktioniert ist, das System in der Realität zu erproben.
Dieser Meinung sind auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich und der RWTH Aachen. Gemeinsam mit weiteren Partnern arbeiten sie im Projekt „Living Lab Energy Campus“ (LLEC). Gefördert durch die Bundesregierung, die Helmholtz-Gemeinschaft und das Land Nordrhein-Westfalen, soll im Rahmen des Projektes der gesamte Campus des Forschungszentrums Jülich zu einem Experimentierlabor für die Energiewende werden.
Energiewende in der Realität testen
Mit etwa 6.000 Mitarbeitern, 2,2 Quadratkilometern Grundfläche und unterschiedlichen Energieverbrauchen, gleicht das Forschungszentrum Jülich einer Kleinstadt. Daher eignet sich das Areal hervorragend für die Untersuchung eines dezentral organisierten und regenerativ eingerichteten Energieversorgungssystems. Die zentrale Idee ist, alle Energieströme, ob elektrisch, thermisch oder chemisch, über ein IT-System zu verknüpfen. Ein Fokus liegt auf dem Ausgleich der Energieströme aus volatilen Energiequellen und die Umwandlung des Stroms in chemische Energieträger. Dazu werden unterschiedliche Energie- und Wärmequellen sowie Speichertechnologien in die Energieversorgung des Campus in Jülich integriert. Die Daten aus diesem verknüpften System werden gesammelt und zur Optimierung der Versorgung genutzt.
Neben der reinen Stromversorgung soll auch die Wärmeversorgung berücksichtigt werden. Beispielsweise können durch die Abwärme des Jülicher Supercomputers zukünftig Nachbarinstitute beheizt werden. Aber auch die Bereiche Mobilität und die Energieverbraucher sind für das Projekt zentral. Für die Mitarbeiter werden die Energieströme zum Beispiel über das Internet nachvollziehbar sein und sie erhalten gleichzeitig Tipps zu Reduzierung des eigenen Stromverbrauchs. Alle Komponenten der Energieversorgung sind somit in das Projekt einbezogen.
Energiebewusstsein schon bei Schulkindern schärfen
Das Jülicher Schülerlabor JuLab ist ebenfalls in das Projekt LLEC eingebunden. In dem Schülerlabor sollen Teile der Gesamtlösung in kleinerem Umfeld getestet werden, bevor eine große Anwendung für den Campus umgesetzt wird. Vorteil ist, dass die Thematik somit auch aktiv in das pädagogische Programm des JuLab integriert werden kann und bereits Schulkinder ein Energiebewusstsein erlernen können.
Das Projekt LLEC
Bereits seit zehn Jahren arbeiten und forschen das Forschungszentrum Jülich und die RWTH Aachen im Rahmen der JARA-Sektion ENERGY an den Themen der Energieversorgung der Zukunft. Mit Prof. Dirk Müller, Leiter des Lehrstuhls für Gebäude- und Raumklimatechnik der RWTH und des Instituts für Energie- und Klimaforschung, Modellierung von Energiesystemen (IEK-10) des Forschungszentrums, und Prof. Stefan van Waasen, Leiter des Zentralinstituts für Engineering, Elektronik und Analytik, Systeme der Elektronik (ZEA-2) im Forschungszentrum Jülich, sind gleich zwei JARA-ENERGY Mitglieder in das Projekt involviert. Zudem sind weitere Partner aus den Bereichen Hochschule und Industrie an dem „Living Lab Energy Campus“ beteiligt.
Der Projektzeitraum ist zunächst auf vier Jahre angesetzt. Neben der Helmholtz-Gemeinschaft, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, stellt auch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Mittel bereit. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler steht somit ein Budget von insgesamt 22,7 Millionen Euro zur Verfügung.
Der Startschuss des Projektes wurde am 26. März 2018 mit einem Festakt im Forschungszentrum Jülich gefeiert. Weitere Informationen dazu stehen auf der Website des Forschungszentrums Jülich zur Verfügung.
Projektmanager Dr. Stefan Kasselmann im Helmhotz-Interview zum Thema Living Lab Energy Campus auf der Website der Helmholtz Gemeinschaft.