Professor Ulrich Rüdiger wird Rektor der RWTH Aachen
Der 51-Jährige kommt von der Universität Konstanz und folgt am 1. August auf Prof. Ernst Schmachtenberg
Prof. Dr. Ulrich Rüdiger wird am 1. August 2018 Rektor der RWTH Aachen University und tritt damit die Nachfolge von Prof. Dr. Ernst Schmachtenberg an, dessen Amtszeit am 31. Juli altersbedingt endet. Rüdiger, seit Oktober 2009 Rektor der Universität Konstanz, wurde heute, 5. März 2018, von der Hochschulwahlversammlung, zusammengesetzt aus Senat und Hochschulrat, für eine erste Amtszeit von sechs Jahren gewählt. „Mich reizt die Mitgestaltung und Weiterentwicklung einer führenden technischen Hochschule, die in interdisziplinärer Forschungskultur Lösungsbeiträge zu den globalen technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen erarbeitet“, erklärte der 51-jährige Physiker.
Für Rüdiger ist der Wechsel nach Aachen auch eine Rückkehr. Der gebürtige Helmstedter hat von 1988 bis 1994 an der RWTH Physik studiert und promovierte im Mai 1997 am II. Physikalischen Institut bei Prof. Dr. Gernot Güntherodt über ein Thema aus dem Bereich magnetoptische Speichermaterialien. Im Juli 2002 schloss sich dort nach Forschungsaufenthalten in New York, San José und an der Cornell University die Habilitation mit dem Titel „Spin-dependent Transport Phenomena: Materials, Magnetoresistance and Applications“ an. Im Dezember 2002 folgte Rüdiger auf einen Ruf an die Universität Konstanz, wo er Inhaber der Professur für Experimentalphysik wurde. Rund sieben Jahre später wurde er schon im Alter von 42 Jahren zum Rektor der baden-württembergischen Universität gewählt, nachdem er bereits zwei Jahre dem Rektorat angehörte. Seine aktuelle Amtszeit läuft dort eigentlich noch bis 2023 und wird auf Wunsch von Rüdiger hin im Sommer vorzeitig beendet. Die Universität Konstanz hat ebenso wie die RWTH Aachen in der aktuellen Exzellenzstrategie die Aufforderung erhalten, mehrere Vollanträge für Cluster zu stellen und ebenfalls gute Chancen, in der zweiten Förderlinie erfolgreich zu sein.
Eine Findungskommission, zu der jeweils fünf Mitglieder des Senates und des Hochschulrates gehören, schlug Rüdiger zur Wahl vor. „Professor Rüdiger bringt alle Voraussetzungen mit, diese sehr anspruchsvolle Führungsaufgabe zu übernehmen und die RWTH Aachen auf ihrem erfolgreichen Weg weiter zu begleiten“, sagt der Vorsitzende der Findungskommission und des Hochschulrates, Dr. Bernd Bohr. „Wir erwarten von ihm eine strategische Führung mit Augenmaß in herausfordernden Zeiten“, erklärt der Vorsitzende der Hochschulwahlversammlung und des Senats der Hochschule, Prof. Dr. Stefan Kowalewski. „Ich weiß, was mich erwartet, es gilt sehr schnell in einem Team – das möchte ich ausdrücklich betonen – Projekte wie die Exzellenzstrategie und hier vor allem die zweite Förderlinie erfolgreich zu gestalten. Auch in der zweiten Runde des Nachwuchspaktes sollte die Chance genutzt werden. Aber alles, was wir an der RWTH bewegen wollen und werden, wird eine Teamleistung sein. Ziele entstehen im Miteinander und werden auch nur im Miteinander erreicht“, erklärt der designierte Nachfolger von Ernst Schmachtenberg.
Mit dessen Amtszeit enden am 31. Juli auch die des Prorektorates, dazu gehören: Prof. Dr. Doris Klee, Prof. Dr. Rudolf Mathar, Prof. Dr. Aloys Krieg und Prof. Dr. Malte Brettel. Ihre Nachfolge oder erneute Wahl ist noch offen. Der neue Rektor wird einer Findungskommission geeignete Kandidatinnen und Kandidaten vorschlagen, die endgültige Entscheidung liegt dann wieder bei der Wahlversammlung.
Zur Person:
Ulrich Rüdiger ist seit 2009 Rektor der Universität Konstanz. Im Jahr 2014 wurde er für eine zweite Amtszeit von 2015 bis 2023 wiedergewählt. Nach seinem Physik-Studium, Promotion und Habilitation an der RWTH Aachen, in New York, San José und an der Cornell University wurde er 2002 als Professor für experimentelle Festkörperphysik an die Universität Konstanz berufen. Seit 2014 ist er Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und Mitglied der Ständigen Kommission für Forschung in Deutschland und Europa der HRK.
Rüdiger begleitet in dieser und weiteren Funktionen Prozesse des Wissenschaftsmanagements. Für seine besonderen Verdienste um die Wissenschaft wurden ihm 2012 der Ordre des Palmes Académiques, eine der höchsten französischen Auszeichnungen, die Ehrendoktorwürden der Wirtschaftsuniversität Plechanow, Moskau, der Taras-Schewtschenko-Universität und der Kyiv National Economic University, beide in Kiew, verliehen.
Ulrich Rüdiger wurde 1966 in Helmstedt geboren, ist verheiratet und hat vier Kinder.
Foto: Uni Konstanz
Kontakt:
Thorsten Karbach
Dezernat 3.0 - Presse und Kommunikation
RWTH Aachen University
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„Ziele entstehen im Miteinander“
Interview mit Prof. Ulrich Rüdiger, dem neuen Rektor der RWTH Aachen
Herr Prof. Dr. Rüdiger, was reizt Sie an der Aufgabe, Rektor der RWTH Aachen zu werden?
Prof. Dr. Ulrich Rüdiger: Mich reizt die Mitgestaltung und Weiterentwicklung einer führenden technischen Hochschule, die in interdisziplinärer Forschungskultur Lösungsbeiträge zu den globalen technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen erarbeitet. Es gibt an der RWTH Aachen mit ihrem Spektrum an Disziplinen von der Medizin über die naturwissenschaftlichen Grundlagen, die Informatik und die Ingenieurwissenschaften bis hin zu den Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften ideale Voraussetzungen, um Beiträge zu leisten, die noch dazu gesellschaftlich akzeptiert werden.
Welche Perspektive sehen Sie für die RWTH Aachen?
Prof. Dr. Ulrich Rüdiger: An der RWTH sehe ich die Perspektive, in einem offenen System mit der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Industrie von den wissenschaftlichen Grundlagen bis zum anwendungsreifen Produkt die angesprochenen Herausforderungen anzugehen. Dafür finde ich andere Voraussetzungen als an der vergleichsweise kleineren Universität Konstanz, auch wenn wir dort sehr erfolgreich sind. Rückblickend bin ich wegen dieser Perspektive auch als Student nach Aachen gegangen und habe nicht an der nächstgelegenen niedersächsischen Universität studiert. Schon damals habe ich die Nähe der grundlagenorientierten Physik zu den Ingenieurwissenschaften gesucht.
Was sind konkret Ihre Ziele dann als Rektor der RWTH Aachen? Was die wichtigsten Projekte?
Prof. Dr. Ulrich Rüdiger: Es wäre vermessen, wenn ich als neuer Rektor, der von außen kommt, jetzt sage: Seht her, das sind meine Ziele! Ich weiß, was mich erwartet, es gilt sehr schnell in einem Team – das möchte ich ausdrücklich betonen – Projekte wie die Exzellenzstrategie und hier vor allem die zweite Förderlinie erfolgreich zu gestalten. Auch in der zweiten Runde des Nachwuchspaktes sollte die Chance genutzt werden. Aber alles, was wir an der RWTH bewegen wollen und werden, wird eine Teamleistung sein. Ziele entstehen im Miteinander und werden auch nur im Miteinander erreicht. Ihre übergeordneten Ziele hat die RWTH beispielsweise in der Exzellenzstrategie ohnehin klar definiert.
Sie haben eine Aachener Vergangenheit. Welches Bild von der RWTH bringen Sie mit, haben Sie möglicherweise etwas aus Aachen vermisst?
Prof. Dr. Ulrich Rüdiger: Wenn ich mir heute die RWTH Aachen anschaue, dann hat die Hochschule in den vergangenen zehn bis 15 Jahren einen beeindruckenden Schub erlebt. Ich habe das Physikzentrum auf Melaten jüngst noch einmal besucht und war positiv überrascht, wie das Umfeld mit dem Campus gewachsen ist. Der Campus ist ein sehr spannendes Projekt mit großem Potenzial. Die RWTH hat sich enorm weiterentwickelt, seit ich die Stadt Richtung Konstanz verlassen habe. Vermisst habe ich in Konstanz übrigens tatsächlich die Streuselbrötchen und den Reisfladen.
Gibt es etwas, das Sie auf jeden Fall aus Konstanz mit nach Aachen bringen werden?
Prof. Dr. Ulrich Rüdiger: Meine fast unerschütterliche gute Laune und meinen immer präsenten Optimismus.