Die Energieversorgung der Zukunft mitgestalten
Masterprogramm zum Thema Energie und Grüner Wasserstoff gestartet
Gespannt verfolgten 60 junge Studierende das Geschehen auf der Bühne des schmucken Hotelsaals in Niamey, Niger. Der 12. Oktober war der Auftakt ihrer weiteren Ausbildung und Karriere. Von 900 Bewerber:innen wurden diese 60 Studierenden ausgewählt, um am neuen „International Master Program in Energy and Green Hydrogen" (IMP-EGH) teilzunehmen, das an diesem Tag feierlich eingeweiht wurde. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wartet nun ein Ausbildungsprogramm auf die jungen Menschen, das sie zu Experten im Bereich erneuerbare Energie und Grünen Wasserstoff machen soll.
Studium über Ländergrenzen hinweg
Das neue Masterprogramm bietet 60 Studierenden aus 15 ECOWAS Staaten die Chance, einen Master zu machen, der auf internationalen Standards und Best Practices basiert. Im Rahmen des Energieforschungsprogramms "Innovationen für die Energiewende" fördert das BMBF das Programm zunächst bis 2025 mit acht Millionen Euro. Innerhalb der zweijährigen Ausbildung erhalten die Studierenden eine fundierte Ausbildung an vier führenden westafrikanischen Universitäten: Université Felix Houphouet Boigny (Elfenbeinküste), die Université de Lomé (Togo), die Université Cheikh Anta Diop de Dakar (Senegal) und die Université Abdou Moumouni de Niamey (Niger). Unterstützt wird das Programm durch das West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use, kurz WASCAL, dem Forschungszentrum Jülich und der RWTH Aachen University. Die beiden JARA Partner werden sich dabei in der Lehre und der Betreuung der Studierenden über Online-Tools und durch Unterrichtsbesuche vor Ort beteiligen und engagieren. Darüber hinaus ist für die jungen Afrikaner:innen ein Semester in Deutschland vorgesehen, in dem sie Praxiserfahrungen sammeln und ihre Abschlussarbeiten schreiben.
Motivierte Energie-Experten der Zukunft
„Es war mir eine große Freude zu sehen, mit welcher Leidenschaft und Motivation die jungen Studierenden in ihr Masterstudium gestartet sind“, resümiert Prof. Peter Letmathe, Leiter des Lehrstuhls für Controlling, RWTH Aachen University, seinen Eindruck, den er während der Einweihungsfeierlichkeiten in Niamey gewinnen konnte und ergänzt: „Die Notwendigkeit einer Energiewende ist den jungen Menschen sehr bewusst. Entsprechend hoch ist der Wille aktiv einen Beitrag dazu zu leisten.“ Gemeinsam mit seinen drei Kolleg:innen Prof. Aaron Praktiknjo, Leiter des Lehrstuhl für Energiesystemökonomik, und JARA-ENERGY Mitglied, Prof. Oliver Lorz, Lehr- und Forschungsgebiet Internationale Wirtschaftsbeziehungen und Sandra Venghaus, Juniorprofessurin für Decision Analysis and Socio-economic Assessment, und einer noch zu besetzenden Juniorprofessur wird Prof. Letmathe Vorlesungen und Seminare an den afrikanischen Universitäten geben und mit den Studierenden zusammenarbeiten. Während einer Einführungsvorlesung im Rahmen der Einweihung des Masterprogramms konnte sich auch JARA-Mitglied Prof. Uwe Rau vom Institut für Energie und Klimaforschung, Photovoltaik, Forschungszentrum Jülich, ein Bild von den 60 Studierenden machen.
Erneuerbare Energien – Die Chance für Afrika
Das große Potenzial für die Erzeugung erneuerbaren Stroms der afrikanischen Länder bietet eine Chance für die Bevölkerung und die Wirtschaft. Im H2-Atlas Afrika Projekt wurden bereits die Gegebenheiten Westafrikas zum Aufbau von Infrastrukturen wie Photovoltaik- und Windkraftanlagen ermittelt. In diesen Ländern sind Wind, Sonne und Platz in ausreichender Menge vorhanden, um grünen Strom zu erzeugen. Und dieser Strom wird dringend gebraucht. Bis heute sind viele Haushalte in Westafrika nur unzureichend mit Energie versorgt. Darüber hinaus gibt es im Stromnetz starke Schwankungen, die zu Stromausfällen führen. Durch den Auf- und Ausbau erneuerbarer Energiequellen können diese Unzuverlässigkeit ausgeräumt und die Lebensqualität der Menschen erheblich verbessert werden. Doch das Projekt H2-Atlas Afrika geht noch einen Schritt weiter. In den afrikanischen Ländern kann genügend erneuerbarer Strom hergestellt werden, um die lokale Nachfrage nach einer besseren Versorgung zu decken und gleichzeitig den Überschussstrom in Form von grünem Wasserstoff zu exportieren. „Da die Herstellung Grünen Wasserstoffs besondere Anforderungen mit sich bringt, sind die Installation von Elektrolyseuren und das Vorhandensein wichtiger Ressourcen vor Ort wichtige Aspekte“, erläutert Dr. Solomon Agbo, Projektkoordinator von H2-Atlas Afrika. „Wasser ist beispielsweise ein wichtiger Bestandteil im Herstellungsprozess von Grünem Wasserstoff. Jedoch ist die Versorgung mit ausreichendem Wasser nicht in allen Ländern Afrikas in gleichem Maße gegeben. Diesen Umstand müssen wir in unseren Untersuchungen und Analysen berücksichtigen.“ Die Versorgung der Bevölkerung vor Ort ist ein wichtiger Fokus des Projekts. Zunächst sollen die Einwohner versorgt sein, jedoch kann der Überschussstrom umgewandelt werden und Afrika hat so die Chance, sich als Exporteur für Grünen Wasserstoff zu etablieren. Die im Masterprogramm ausgebildeten Studierenden werden als Experten vor Ort fungieren.
Regierung von Niger begrüßt eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Im Rahmen des Besuchs der deutschen Delegation in Niger hatten Vertreter:innen des BMBF, des Forschungszentrums Jülich, der RWTH und von WASCAL die Gelegenheit mit mehreren Ministern und sogar dem Präsidenten von Niger Mohamed Bazoum ins Gespräch zu kommen. Alle Seiten sind sich sicher, dass eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe erfolgversprechend ist. Gemeinsam können die beteiligten Partner einen Beitrag zur Energiewende leisten und vor allem auch die Entwicklung Afrikas, hin zu einem wichtigen Player im Energiesektor, voranbringen.
Weiterführende Informationen:
Pressemitteilung zum Treffen mit dem Präsidenten von Niger Mohamed Bazoum: http://www.lesahel.org/au-palais-de-la-presidence-de-la-republique-le-programme-wascal-presente-au-chef-de-letat-lors-dune-rencontre-avec-une-delegation-allemande/
Pressemitteilung der RWTH Aachen: https://www.rwth-aachen.de/go/id/rgznd?#aaaaaaaaaargzuj
Pressemitteilung Forschungszentrum Jülich: https://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Meldungen/PORTAL/DE/2021/2021-10-21-afrika.html
Pressemitteilung WASCAL: https://wascal.org/60-west-african-students-receive-full-german-government-scholarship-in-international-masters-in-green-hydrogen/