Bitcoin als Klimakiller?
JARA-ENERGY Wissenschaftler hinterfragt amerikanische Veröffentlichung
Die Klimaerwärmung ist ein Thema, das alle Menschen weltweit betrifft. Im Pariser Abkommen von 2015 haben daher 195 Länder erstmals eine Übereinkunft und einen Aktionsplan geschlossen, um die Erwärmung des Klimas auf unter 2°C zu reduzieren. Ein Team amerikanischer Wissenschaftler rund um Camilo Mora publizierte im Oktober 2018 eine Abhandlung, die Bitcoin-Netzwerke als Grund für das Scheitern dieses 2°-Ziels sieht. JARA-ENERGY Juniorprofessor Aaron Praktiknjo hat die Veröffentlichung Moras nun gemeinsam mit Lars Dittmar kritisch untersucht.
Das Team der University of Hawaiʻi at Mānoa warnt in seiner Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Nature Climate Change eindringlich vor den negativen Auswirkungen von Bitcoin Netzwerken auf das Klima. Bitcoin ist das weltweitführende digitale Zahlungsmittel, das auf Kryptografie basiert. Laut Mora ist der Stromverbrauch dieser Netzwerke so immens, dass die damit verbundenen Treibhausgase die Klimaziele zunichtemachen. Zukünftig würde der gesamte Geldverkehr weltweit über Bitcoin laufen und der Energieverbrauch sich in den nächsten fünf Jahren verdreifachen.
Aaron Praktiknjo, JARA-ENERGY Juniorprofessor für Energieressourcen- und Innovationsökonomik an der RWTH Aachen, und Lars Dittmar vom Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM), nahmen die Aussagen der Kollegen kritisch unter die Lupe. Ihrer Einschätzung nach kann Bitcoin nicht als alleiniger Grund für das Scheitern des 2°-Ziels gesehen werden. Klar ist, dass die Bitcoin-Netzwerke energieintensiv sind, laut den Aachener Wissenschaftlern überschätzte das amerikanische Team jedoch die Ausmaße um mehrere Größenordnungen. Ein weltweiter Geldtransfer ausschließlich über Bitcoin ist darüber hinaus nicht möglich, da die Anzahl der Bitcoins gedeckelt und somit für den weltweiten Transfer zu gering ist. Neben weiteren Analysen gehen Praktiknjo und Dittmar vor allem auch auf die Verdreifachung des Energieverbrauchs ein. Eine solche Erhöhung ist aus Sicht der beiden Wissenschaftler schon aus Infrastrukturgründen ausgeschlossen.
Die Replik der amerikanischen Veröffentlichung wurde ebenfalls im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlicht.
Weitere Informationen stehen auf der Website der RWTH Aachen zur Verfügung.