Gesunder Lebenswandel, gesundes Gehirn
Das englische Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away“ ist ein Plädoyer für einen gesunden Lebenswandel. Zu einem gesunden Leben gehört natürlich mehr als nur die gesunde Ernährung. Ausreichend Sport und im besten Fall Verzicht auf den Konsum von Tabak und Alkohol, gehören beispielsweise auch dazu. Eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Jülich, Düsseldorf, Essen und Basel beleuchtet die Auswirkungen gesunder und ungesunder Lebensweisen auf das Gehirn, mit teilweise überraschenden Ergebnissen.
Ein wissenschaftliches Team rund um JARA-BRAIN Wissenschaftlerin Prof. Svenja Caspers hat die Daten von rund 550 Männern und Frauen zwischen 55 und 85 Jahren untersucht, um zu erfahren, welche Auswirkungen verschiedene Lebensumstände auf das Gehirn haben. Im Fokus standen vor allem das soziale Umfeld, körperliche Bewegung und der Konsum von Tabak und Alkohol.
Die landläufige Meinung, dass Sport förderlich und Alkohol schädlich ist, konnten die Experten auch an Veränderungen im Gehirn nachweisen. Erstaunlicherweise hat aber auch das soziale Umfeld einen Einfluss auf unser Denkorgan. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass einige Bereiche der grauen Hirnsubstanz bei Probanden mit einem ausgeprägten Sozialleben besser erhalten sind, als bei Personen, die über geringe soziale Kontakte verfügen.
Der Konsum von Alkohol führt hingegen zum Verlust von Hirnsubstanz und Nervenzellen, was im Alter zu massiverem Leistungsabbau führt. Im Gegensatz dazu hat Rauchen nur geringe direkte Auswirkungen auf die Hirnstruktur, jedoch auf die Funktion des Gehirns. Bei Rauchern läuft das Gehirn auch im Ruhezustand auf Hochtouren. Das hat zur Folge, dass die kognitive Reserve geringer ist. Als kognitive Reserve gilt die Fähigkeit des Gehirns, zusätzliche Kapazitäten im Gehirn zu aktivieren, also mehrere Bereiche zur Lösung eines Problems hinzuzuziehen, um zum Beispiel Alterungsprozesse zu kompensieren. Das Gehirn leidet somit stärker unter Erscheinungen des Älterwerdens.
Grundlage der Untersuchungen sind die Kernspinaufnahmen der 1.000-Gehirne-Studie und der Essener Heinz-Nixdorf-Recall-Studie. Zudem konnten die Forscherinnen und Forscher umfangreiche Informationen zum jeweiligen Lebenswandel der einzelnen Probanden nutzen. In dieser Studie wurden auf dieser Basis nun erstmals die vier Aspekte: soziales Leben, Sport, Rauchen und Alkoholkonsum gleichzeitig untersucht. Auf diese Weise konnten auch Wechselwirkungen herausgestellt werden.
Die Ergebnisse der Untersuchungen werfen neue Fragen auf, denen sich die Forscherinnen und Forscher stellen möchten. Die zentrale Herausforderung ist es herauszufinden, welche Parameter gesundes Altern unterstützen.
Die Studienergebnisse wurden in der Nature Communications veröffentlicht. Zur Originalpublikation
Weitere Informationen stehen auf der Website des Forschungszentrums Jülich zur Verfügung.